"Deutsche:
Mit dem Tage der Machtübernahme vor sechs Jahren begann die Wiederaufrichtung der deutschen Wehrmacht. Sie soll dem Reiche die Sicherheit des Daseins bieten und es der Führung ermöglichen, die berechtigten Interessen der Nation erfolgreich zu vertreten. Als schärfstes Instrument des Krieges soll sie den Frieden wahrer Gerechtigkeit in ihre Obhut nehmen und ihn beschirmen helfen.
Gleichlaufend mit der Aufrichtung des deutschen Heeres, der Schaffung der neuen Luftwaffe erfolgt der Neubau einer unseren Bedürfnissen genügenden Kriegsmarine. Das Schicksal der vor zwanzig Jahren nach mehr als vierjährigem ruhmvollen Kampfe ins Meer versenkten Flotte greift uns Deutschen auch heute noch ans Herz. Ihre Wiederauferstehung vertritt daher das nationalsozialistische Deutschland mit besonderer Anteilnahme und Liebe.
Die durch die Umstände tragbare und daher auch im deutsch-englischen Flottenvertrag zugestandene Beschränkung der Zahl der großen Schiffe zwingt bei ihrer Namensgebung zu Kompromissen zwischen den verständlichen Wünschen, der eigenen Tradition der Flotte entgegenzukommen, und den Erfordernissen, die sich aus der Stellung der neuen Wehrmacht zum Volke und zum nationalsozialistischen Staat ergeben. Es werden daher nur in beschränktem Ausmaß in den Namen der großen Einheiten der Flotte jene Männer unserer Geschichte ihre Würdigung finden können, die ihren Leistungen nach ein Anrecht besäßen, in so gewaltigen Werken nationaler Arbeit und Gesinnung geehrt zu werden, oder die als schon einmal in deutschen Schiffen verewigt, aus traditionellen Gründen ihre Wiederholung verdienen würden.
So wurden den beiden ersten deutschen Schlachtschiffen der neuen Kriegsmarine die Namen zweier Soldaten gegeben, die es unternommen hatten, in der Zeit der tiefsten Erniedrigung Preußens die Grundgedanken eines Volksheeres zu verwirklichen und mit ihm die Wiederherstellung der äußeren Freiheit zu erkämpfen. Die Namen Scharnhorst und Gneisenau sind außerdem in der Geschichte der Marine selbst Zeugen eines ruhmvollen Heldenkampfes geworden.
Vor uns liegt nun der erste Riese eines neuen Geschwaders von 35 000-Tonnen-Schlachtschiffen. Der Stapellauf, der sich in wenigen Minuten vollziehen wird, findet statt im neuen Großdeutschen Reich.
Nach einem unsagbar tiefen Zusammenbruch und Verfall hat der Nationalsozialismus die Nation hochgerissen und zu gewaltigen innen- und außenpolitischen Erfolgen geführt. Ich glaube aber gerade im Zeichen dieser Zeit verpflichtet zu sein, derer in tiefster Dankbarkeit zu gedenken, die durch ihr einstiges Wirken mit die Voraussetzungen gegeben haben auch für das heutige größere Deutschland.
Unter all den Männern, die es beanspruchen können, ebenfalls Wegbereiter des neuen Reiches gewesen zu sein, ragt einer in gewaltiger Einsamkeit heraus: Bismarck.
Das Leben dieses heroischen Mannes ist die Geschichte eines Zeitalters. In einem Jahr, da sich der Ausklang der Freude über die Erlösung Preußens und Deutschlands vom schwersten Joch mit der bangen Sorge der besten Deutschen zu vermischen beginnt über das Ausbleiben der ersehnten Freiheit der deutschen Nation in einem nur visionär geahnten neuen deutschen Reich, wird ein Knabe geboren. Dreiunddreißig Jahre später tritt er als Abgeordneter von Bismarck inmitten einer revolutionär bewegten, im Ziel idealistischen, in den Methoden verworrenen Epoche zum ersten Male in den Gesichtskreis einer auf ihn aufmerksam werdenden Umwelt.
Zwei Jahre später erscheint er in staatlicher Funktion als preußischer Gesandter am Bundestag zu Frankfurt. Nach elf Jahren beruft ihn ein charaktervoller König zur Führung Preußens und zur Leitung der auswärtigen Angelegenheiten. Und nun erfolgt im kurzen Zeitraum von knapp acht Jahren die Erhebung Preußens von der im Schatten habsburgischer Politik liegenden zweitrangigen Stellung zur Vormacht in Deutschland und endlich als Bekrönung die Gründung eines neuen Deutschen Reiches.
Es lag dies nicht — wie spätere Einfaltspinsel behaupteten — im Zuge der Zeit oder der Zeitereignisse, sondern es war dies das Ergebnis des Wirkens einer gottbegnadeten einmaligen Erscheinung.
Und dieser Kampf um ein neues Deutsches Reich war ein Kampf gegen alle auch nur denkbaren inneren Kräfte und deren Widerstände. Liberale und Demokraten hassen den Junker.
Konservative beschwören nach 1867 den König, sich von diesem verderblichen Neuerer, Revolutionär und Vernichter Preußens zu lösen. Kirchenpolitiker wittern in ihm die Aufrichtung einer Reichsgewalt, die ihnen verhaßt ist, und bekämpfen ihn deshalb mit verbissener Zähigkeit. Dem Marxismus erscheint er als der Stabilisator einer Gesellschaftsordnung, die es am Ende unternimmt, die Sozialprobleme zur Lösung zu bringen, ohne eine Welt in Brand zu stecken. Der Egoismus verbohrter, kleiner Dynasten verbindet sich mit den Interessen machtgieriger Länderpolitiker, der Ehrgeiz zügelloser Parlamentarier mobilisiert die Presse und verhetzt das Volk. Intrigante Frauenzimmer zwingen zu einem nervenverbrauchenden Kampf gegen höfische Kamarillen. Auf Schritt und Tritt erheben sich die Nullen vor dem einzigen Genius der Zeit. Es ist ein Riesenkampf, den vielleicht nur derjenige ermessen kann, der selbst einer solchen Welt von Widerständen entgegenzutreten gezwungen war.
Was wir an diesem seltenen Manne nun bewundern, ist die ebenso große Einsicht und Weisheit wie die gewaltige Entschlußkraft, die ihn vor jedem feigen Ausweichen bewahrte. Dreimal drückte ihm das Pflichtbewußtsein das Schwert in die Hand zur Lösung von Problemen, die seiner heiligsten Überzeugung nach durch Majoritätsbeschlüsse nicht gelöst werden konnten. Wofür ihm aber alle Deutschen zu unauslöschlichem Danke verpflichtet sind, ist die Wandlung, die dieser Riese an sich selber vornahm.
Er hat durch seine innere Entwicklung vom preußischen Politiker zum deutschen Reichsschmied nicht nur das Reich geschaffen, sondern die Vorausetzungen gegeben für die Errichtung des heutigen Großdeutschlands. Er hat aber damit trotz aller Hemmungen auch den Grundstein gelegt für den nationalsozialistischen Einheitsstaat. Denn er schuf den Anfang der sich dann zwangsläufig fortsetzenden Überwindung der psychologischen Stammes- und Ländervorurteile und Interessen.
Da, wo sein Kampf aber erfolglos blieb, mußte er scheitern, weil es ihm am Instrument mangelte, einen solchen Kampf bis zur letzten Konsequenz durchzuführen. Sein Widerstand gegen die politisierende Zentrumspriesterschaft wurde genau so von innen her gelähmt wie sein Versuch, den Marxismus mit allen Mitteln aus dem deutschen Volke auszurotten. Seine Erkenntnis der Notwendigkeit, durch eine große soziale Gesetzgebung die rein sozialistischen Probleme der Zeit von Staats wegen zu lösen, war bewundernswürdig, allein es fehlten alle Vorstellungen über die Möglichkeiten einer auch propagandistisch wirkungsvollen Durchführung — und vor allem —, es fehlte ihm jenes weltanschaulich fundierte Instrument, das einen solchen Kampf allein auf lange Sicht hätte erfolgreich beenden können. So ergab sich die Tatsache, daß dieser Mann alle staatlichen Probleme seiner Zeit dank seinem Genium und seiner überragenden charakterlichen, tapferen Haltung mit den damals gegebenen staatlichen Mitteln gelöst hat, daß sein Versuch, die überstaatlichen Gewalten aber mit staatlichen Mitteln zu bekämpfen oder gar zu brechen, zu keinem Erfolg führen konnte.
Das Zweite Reich endete, wie er es selber in quälenden Ahnungen kommen sah. Er, dem die deutsche Nation alles verdankte, der nach endlosen Zeiten deutscher Schmach und Schande den Namen unseres Volkes wieder zur höchsten Achtung erhob, der dem Kaiserreich die Macht und Stärke, durch den kolonialen Besitz weltweite Verbindungen gab, wurde schlecht belohnt.
Seine Entfernung aus dem Amt und die spätere Haltung gewisser politisch feindseliger Kreise sind ein schmachvolles Kapitel nationaler Undankbarkeit.
Die Vorsehung hat sich gerechter erwiesen, als es die Menschen waren. Fürsten und Dynastien, politisierende Zentrumspriester und Sozialdemokratie, Liberalismus, Länder-Parlamente und Reichstagsparteien sind nicht mehr. Sie alle, die das geschichtliche Ringen dieses Mannes einst so erschwerten, haben seinen Tod nur wenige Jahrzehnte überlebt. Der Nationalsozialismus aber hat in seiner Bewegung und in der deutschen Volksgemeinschaft die geistigen, weltanschaulichen und organisatorischen Elemente geschaffen, die geeignet sind, die Reichsfeinde von jetzt ab und für alle Zukunft zu vernichten.
Im sechsten Jahre nach der nationalsozialistischen Revolution erleben wir heute den Stapellauf des dritten und nunmehr größten Schlachtschiffes unserer neuen Flotte. Als Führer des deutschen Volkes und als Kanzler des Reiches kann ich ihm aus unserer Geschichte keinen besseren Namen geben als den Namen des Mannes, der als ein wahrer Ritter ohne Furcht und Tadel Schöpfer jenes Deutschen Reiches war, dessen Wiederauferstehung aus bitterster Not und dessen wunderbare Vergrößerung uns die Vorsehung nunmehr gestattet.
Deutsche Konstrukteure, Ingenieure und Werftarbeiter haben den gewaltigen Rumpf dieses stolzen Riesen zur See geschaffen. Mögen sich die deutschen Soldaten und Offiziere, die die Ehre besitzen, dieses Schiff einst zu führen, jederzeit seines Namensträgers würdig erweisen! Möge der Geist des eisernen Kanzlers auf sie übergehen, möge er sie begleiten bei all ihren Handlungen auf den glückhaften Fahrten im Frieden, möge er aber, wenn es je notwendig sein sollte, ihnen mahnend voran leuchten in den Stunden schwerster Pflichterfüllung!
Mit diesem heißen Wunsch begrüßt das deutsche Volk sein neues Schlachtschiff »Bismarck«!."
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